BR 94 von Fleischmann H0fine-tauglich

Eine Galerie der Umbauten ist am Endes des Beitrags zu finden

Obwohl die Modellentwicklung der BR 94 von Fleischmann schon einige Tage her ist, so ist sie meiner Meinung nach noch ein ansehliches Modell, daß -von einigen Dingen abgesehen- noch immer mit den aktuellen Entwicklungsstandards mithalten kann.
Das, was Fleischmann heutzutage besser machen könnte, wäre der Einbau eines anderen Motors, die Verbesserung der Rohrleitungen am Kessel (die sind nämlich vollkommen falsch verlegt), sowie  die Ventil-Stellstangen durch feineren Stahldraht zu ersetzen (so hat es z.B. Roco bei der Neuentwicklung der BR 64 gemacht).

Zwar weichen einige Maße vom Vorbild ab, dies jedoch ist dem Umstand geschuldet, daß Fleischmann die Lok mit NEM-Radsätzen ausgestattet hat. So ist z.B. der Achstand der Lok (Maß zwischen erster und letzter Achse) um ca. 5 mm größer, als das Originalmaß auf H0 runtergerechnet. Fleischmann hat bei der Fahrwerkkonstruktion einen Komprmiss aus Raddurchmesser und Achsstand realisiert. Wäre der Raddurchmesser vorbildgerecht, so wäre die Abweichung des Achsstandes zum Originalmaß sicher größer ausgefallen. Selbst mit RP25-Rädern und original Raddurchmesser ist ein vorbildgerechter Achsstand nicht zu realisieren, wenn man von 0,2 mm Abstand zwischen den Spurkränzen ausgeht (dann wäre der Achsstand 67,68mm, statt 66,67 mm).
Durch den 5 mm größeren Achsstand ist der erste Radsatz  weiter zwischen den Zylindern angeordnet. Bedingt durch die Radbreite nach NEM haben die Zylinder dadurch einen um 3 mm größeren Abstand zueinander.
Der Orginalabstand beträgt (auf H0 umgerechnet) 24,83 mm. Nach dem Umbau hat das Modell einen Zylinderabstand von 25,8 mm und weicht damit nur noch um ca. 4% gegenüber dem Original ab (anstatt ca. 12 %). Damit läßt sich meiner Meinung nach gut leben. Da die Proportionen insgeamt stimmig sein sollen, muß ebenfalls die Pufferbohle gegen ein Weinert-Teil getauscht werden.

Positiv am Fahrwerk ist, daß Fleischmann in der neusten Ausführung die erste Achse federnd gelgert hat und die vierte Achse ( vertikall beweglich) mit einem Magneten Richtung Gleis gezogen wird. Dadurch hat die Kontaktsicherheit deutlich zugenommen.

Was kann also verbessert werden?
Erst einmal erhielt das Modell einen neuen Motor von sb-modellbau. Der alte Rundmotor ließ sich nicht zerstörungsfrei ausbauen. Hierbei ist darauf zu achten, daß die Kunststoffzahnräder nicht beschädigt werden. Folgt man der Einbauanleitung, ist der neue Motor schnell an seinem Platz. Danach wurde das Modell zu Holger Gräler geschickt und bekam dort Radsätze nach H0fine-Norm mit 14,78 mm Radsatzinnenmaß und 2,2 mm Radbreite.

Die Umbaumaßnahmen im Einzelnen:

  • Faulhabermotor von SB-Modellbau.
  • H0fine-Radsätze mit vorbildgerechten Raddurchmesser.
  • Reduzierung des Zylinderabstandes um ca. 2 mm.
  • Neue Pufferbohle von Weinert anbringen.
  • Erneuerung sämtlicher Rohrleitungen am Kessel, inc. Flansche von Weinert, auch die Leitung vom Ventil zum Hilfsbläserflansch.
  • Griffstangen beiderseits der Rauchkammer mit Weinert-Teilen und Stahldraht herstellen.
  • Lampen ersetzen durch beleuchtete DB-Lampen von Weinert.
  • Elektroleitung für vorderes oberes Spitenlicht am Generator anschließen (dies ist nämlich am Hilfsbläserflansch angeschlossen!), mit 0,1 mm Kupferlackdraht

Rohrleitungen, Ventile und Stelldrähte bilden ein Gußteil, welches ohne Probleme abgezogen werden kann. Für die genaue Anordnung der Rohrleitungen muß die jeweilige Vorbildlok herangezogen werden. Artikel über die Anordnung der Rohrleitungen und weiteren Verfeinerung an der Fleischmann-Lok sind in der Zeitschrift "HP1 Eisenbahnmodellbau heute" Ausgabe 7 und 8 erschienen.

Der Lautsprecher findet oberhalb des Stehkessels im Führerhaus seinen Platz. Dazu muß allerding der obere Teil des Stehkessels entfernt werden. Mit einem durch die Führerhausfenster eingefädeltes feines Sägeblatt, daß danach in eine Juwelier-Bogensägen eingespannt wird, sind die nötigen Schnitte schnell gemacht. 

Das Kunststoffteil, welches die Kohlenschütte des Tenders im Führerhaus nachbildet, wird zum Decoderträger umgebaut. Dabei geht zwar die Schüttennachbildung verloren, was aber meiner Meinung nach nicht auffällt.

Da die Lok mit einer Original-Bügelkupplung (OBK) ausgestattet wurde, entfiel die Kulissenführung. So konnte der hintere Druckbehälter mit einem Füllstück ergänzt werden.

Die Beleuchtung wird durch beleuchtete DB-Laternen von Weinert ersetzt, die aber mit SMD-Led's Golden-White bestückt sind. Die 0,1mm dicken drähte an den LED's dienen gleichzeitig zur Nachbildung der Anschlussleitungen und werden an den Anschlusskästen in das Lokgehäuse geführt.

Zwischen den Zylindern wurde die Kunststoffbrücke entfernt und durch eine (kürzere) Messingbrücke ersetzt, so daß der Abstand um 2 mm verringert ist. Die Anpassung erfordert aber auch eine Anpassung des Steuerungsträgers. Dieser besteht aus zwei Metallwinkeln mit isolierender Kunststoffverbindung. letztere gilt es auszubauen und dann die  Metallwinkel um je 1 mm zu kürzen. Diese lassen sich leider nicht ausbauen, daher ist vorsicht bei dieser Arbeit geboten. Ebenso müssen die Bohrungen erweitert werden. Anschließend wurde alles mit 2K-Kleber zusammengeklebt, montiert und auf Gängigkeit geprüft. Die Umläufe wurden schlanker gefeilt und erhielten eine Verstärkung aus 0,3 mm Messingblech.

Da die Zylinder nun dichter zusammen liegen, nußten auch die Schieberästen entsprechend angepasst werden. diese sind am Lokgehäuse verklebt und lassen sich nur mit einen feinen Sägeschnitt vom Lokgehäuse trennen. Gleichzeitig wurde die alte Pufferbohle abgesägt. Danach gilt es die Trennstelle zu säubern, die Kästen auf Maß zu bringen und wieder anzukleben. Da das Lokgehäuse nicht symmetrisch aufgebaut ist, mußte ein 03 mm Messingblech als Füllstück dienen. Das Anpassen des Bauteils von Weinert geht unproblematisch von der Hand.

natürlich wurden Bremsleitungen, Federpuffer, Pufferplatten (nur an der Tenderbohle notwendig), schienenräumer (nur an der vorderen Pufferbohle) und Heizschlauchkupplungen ergänzt. Die Lichtleiterlöcher in der Tenderrückwand wurden mit Lichtleiterresten verschlossen. Ebenso erhielt die Lok feine Führerhausaufstiege von Weinert.

Für eine bebilderte Übersicht der Rohrleitungführung findet man in der Zeitschrift HP1 Eisenbahnmodellbau heute, Ausgabe 9 aus dem ehmaligem Kosak-Verlag auf Seite 64-66. An den entscheidenden Stellen der Rohre wurden Flansche (Weinert) ergänzt. Die Ventilstellstangen und Griffe auf der Rauchkammer bestehen aus 0,3 mm Stahldraht (Weinert), die Ventilstangen- und Griffstangenhalter kommen ebenfalls von Weinert.

Der schwarze und rote Grundanstrich wurden lediglich an den entscheidenden Stellen ergänzt. Gealtert wurde die Lok mit Hobbycolor-Farben von Gunze mit den Farbtönen Schwarzbraun, und weiß, die mit Airbrush und Pinsel aufgetragen wurden.

Lohnt der Umbau? Wenn man so wie ich die Lok als (Abo-)Geschenk bekommt, dann ja. Wenn man aber die Lok kauft und dann umbaut, so kommt man schnell auf den Gesamtbetrag von ca. 600 €. Dafür bekommt man schon den Weinert-Bausatz. und die inzwischen erhältliche Lok von BRAWA macht auch keinen schlechten Eindruck.

Die folgenden Bider zeigen die Reihenfolge der Umbauarbeiten.